Von GFCD Concordia 1964 bis German Plus 2004

     

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Bapak Agus - Schiri aus Leidenschaft

„Bis zum Schluss, weil ich den Fußball sehr liebe"

Agus Salim Sutuhardjo, 66 Jahre alt, stammt aus Surabaya und ist 1960 nach Jakarta gekommen. Nach langen Jahren in der Standortverwaltung des Hauptquartiers von ABRI (das indonesische Heer), führt er heute ein meist ruhiges Pensionärsdasein.Pak Agus ist der Einzige, der in dem deutschen Fußballverein Jakartas seit dessen Gründung im Jahr 1964 aktiv ist. Als junger Mann hat er noch selbst gegen den Ball getreten, den Dress des Spielers aber schon vor vielen, vielen Jahren gegen den des „Schwarzen Mannes" getauscht.

Was seine Fähigkeiten als Schiedsrichter angeht, gibt es zumindest geteilte Meinungen. In jedem Falle genießt er in den Fußballkreisen der Expat-Gemeinschaft einen fast legendären Ruf. Im Übrigen ist er schon so lange dabei, dass man sich den deutschen Fußball in Indonesien nur schwer ohne ihn vorstellen kann. Und hat man erst einmal lange genug nach seiner Pfeife getanzt, legt sich zunehmend das Bedürfnis sich über seine Regelinterpretation aufzuregen. Bei dem einen geschieht dies aus Nachsicht, beim dem anderen aus Resignation. Im Ergebnis bleibt sich’s gleich. Pak Agus Elan hat unter der Zeit nicht gelitten, allenfalls sein Aktionsradius auf dem Spielfeld. Doch solange er vom Mittelkreis noch die Tore ausmachen kann, gibt es eigentlich keinen Grund über seine Nachfolge nachzudenken.

German Plus: Wann haben Sie sich dem deutschen Fußballclub Jakarta angeschlossen?

Pak Agus: Im Jahre 1963, ich war noch sehr jung, 25 Jahre. Formell war der Verein damals noch gar nicht gegründet. Das fand erst Anfang 1964 statt. Die ersten Deutschen, die ich kannte und die mir angeboten haben mitzuspielen, waren die Herren Hans Beiküfner, Uli Klassen und Hermann Pfitzer.

German Plus: Haben Sei damals in der Mannschaft gespielt oder waren Sie bereits der Schiedsrichter des Vereins?

Pak Agus: Ich war damals schon Schiedsrichter, gelegentlich wurde ich aber auch als Spieler eingesetzt. Ich kann mich noch an ein Turnier erinnern, da habe ich mitgespielt, weil das deutsche Team zu wenig Spieler hatte.

German Plus: Können Sie sich noch an Ihre Position erinnern?

Pak Agus: Linker Läufer.

German Plus: 40 Jahre sind eine lange Zeit. Worin sehen Sie Unterschiede zwischen German Plus von heute und der G.F.C.D. Concordia von damals?

Pak Agus: Damals war das Management schlecht. Das änderte sich, als sich Angehörige der deutschen Botschaft dem Verein anschlossen und die Organisation verbesserten. Zum Beispiel konnte dadurch ein Sponsor für unsere Trikots gefunden werden. Es war der Zigarettenhersteller DJARUM, ein Herr Joni.

German Plus: Wer waren Ihrer Meinung nach die besten Spieler des Vereins?

Pak Agus: Da gab es zum einen Abdullah, ein Mittelfeldspieler aus Algerien, mit einer sehr schönen Spieltechnik. Er spielte mit Kopf und war ein echter Spielmacher. Ein anderer war Herr Gerhard, er spielte sehr gut, nicht emotionell und konnte auf allen Positionen eingesetzt werden.

German Plus: Welche Erinnerungen verbinden Sie mit dem Vereins?

Pak Agus: Die deutsche Mannschaft ist sehr familiär, jeder kennt jeden und man grüßt sich, wenn man sich trifft. Es gibt aber den Nachteil, dass sie ignorant sind, vor allem heute die jungen Spieler, die die Hälfte der Mannschaft bilden. Man kann sagen, die haben wenig Erfahrung, verhalten sich egoistisch und fühlen sich als das Beste. Besonders bei Punktspielen, wenn Herr Alex als Organisator die jungen Spieler wechseln möchte, sie ärgern sich und äußern unhöfliche Wörter, als ob sie die Entscheidung des Organisators nicht respektieren würden. Mein Ratschlag an Pak Alex: Es gibt 2 Spielarten, Punktspiele und Freundschafts-spiele. Beim Punktspiel sollten normalerweise die besten Spieler zuerst eingesetzt werden, um einen Vorsprung zu erzielen oder Punkte zu sammeln, danach werden die Ersatzspieler eingesetzt. Beim Freundschaftsspiel können Ersatzspieler von Anfang an eingesetzt werden. Die Erfahrung auf dem Spielfeld zeigt, dass manchmal schlechte Spieler zuerst eingesetzt werden, so dass man Punkte verliert und man ein Spiel verloren hat, das man hätte gewinnen können. Der Vorteil der jetzigen Mannschaft ist, dass das Management gut ist. Die Aufmerksamkeit der Spieler ist allerdings mäßig. Ich danke insbesondere Herrn Chris, einem der Verwalter von Jerman Plus.

German Plus: Herr Agus, haben Sie eigentlich eine formale Ausbildung zum Schiedsrichter?

Pak Agus: 1973 belegte ich einen Schiedsrichterkurs für 4 Monate und dann später noch einmal für drei Monate. In der Schiedsrichterschule gibt es Prüfungen. Die sind streng, da man als nationaler Ersatzschiedsrichter eingesetzt wird. Auf dem Spielfeld beschuldigen Spieler oft den Schiedsrichter, obwohl sie keine Ahnung von den Regeln haben. Alle glauben die Regeln zu kennen, eigentlich kennt sie nur der Schiedsrichter.

German Plus: Können Sie uns dafür ein Beispiel nennen?

Pak Agus: Ein Beispiel: Was ist Abseits? Manche Spieler können die Frage nicht beantworten. Das heißt, es ist nicht sicher, ob ein Spieler die Spielregel kennt. Ein anderes Beispiel: Wenn der Ball die Hand trifft, ist es nicht immer ein Regelverstoß? Es gibt einige Fälle, die man nicht als Regelverstoß bezeichnen kann und für die man das Spiel deshalb auch nicht unterbricht. Nur der Schiedsrichter weiß das.

German Plus: Sie pfeifen ja fast jede Woche 2 Spiele des deutschen Vereins. Insgesamt müssen es weit mehr als 1000 gewesen sein. Welche Erfahrungen haben Sie dabei gemacht?

Pak Agus: Oft sehr gefühlverletzend, da man von den Spielern häufig angemacht wird, besonders seit den 90er Jahren, bis heute. Die Wörter sind oft unhöflich. Besonders von den jungen Spielern, die einen nicht würdigen. Dennoch: Als Schiedsrichter fühle ich mich glücklich, da es mein Hobby ist. Ich mag diese Position.

German Plus: Haben Sie bei diesen negativen Erlebnissen je mit dem Gedanken gespielt, den Verein zu verlassen?

Pak Agus: Ich will nicht, will weiterhin als Schiedsrichter spielen. Ich habe mich an die Anmache der Spieler gewöhnt. Linkes Ohr rein, rechtes Ohr raus. Ich spiele weiter als Schiedsrichter.

German Plus: Wenn man Sie auf dem Platz beobachtet, sieht man, dass Ihnen das Laufen zunehmend schwer fällt. Man hat den Eindruck, dass Sie manchmal richtig die Zähne zusammenbeißen müssen, um die Schmerzen zu ertragen. Bis wann wollen Sie als Schiedsrichter weitermachen?

Pak Agus: Bis zum Schluss, weil ich den Fußball sehr liebe.

German Plus: Pak Agus, wir danken Ihnen für das Gespräch.