Fussball in Indonesien

     

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Interview mit dem Präsidenten des indonesischen Fußballverbandes

"Ich bin optimistisch, dass Indonesien bei der WM 2014 dabei sein wird."
 

Zur Person:

Drs. H. AM. Nurdin Halid, 45 Jahre, ist auf dem 33. Kongress des indonesischen Fußballverbandes PSSI (Persatuan Sepak Bola Indonesia) am 21. Oktober 2003 für eine Amtszeit von 4 Jahren zum Präsidenten gewählt worden. Beruflich ist er Leiter des Dewan Koperasi Indonesia, einer staatlichen Genossenschaftsorganisation, die Kleinbauern in ganz Indonesien durch Finanzierungen, technische Hilfe und durch Vertriebsdienstleistungen fördert. Seine eigene Fußballkarriere beschränkt sich auf seine Jugendzeit, in der er in der Oberschule und später in der Universitätsmannschaft seiner Heimatstadt Makassar (früher Ujung Pandang, Südsulawesi) als Stürmer gespielt hat. Er ist verheiratet und hat 7 Kinder. Von seinen 5 Söhnen spielt bisher nur der Älteste, 17, Fußball. Das Gespräch fand am Rande des Kartini Cups 2004, dem wichtigsten indonesischen Damenturniers, statt.

German Plus: Sie haben vor kurzem ein Amt übernommen, dass eine große Herausforderung für seinen Inhaber darstellt. Welche Pläne haben Sie für Indonesiens Fußball?

Bp. Nurdin Halid: Ich habe mir zunächst 3 Ziele gesetzt. Erstens die Konsolidierung des Verbandes. Es ist wichtig die Koordinierung und Zusammenarbeit des nationalen Verbandes mit den Provinzen, den Fußballvereinigungen auf Distriktebene und den Clubs zu stärken. Dies wird PSSI solider machen. Zweitens möchte ich eine gute Struktur der einzelnen Wettbewerbe erreichen. Nur über gute Ligen wird es gelingen, das Niveau des Fußballs in Indonesien anzuheben. Drittens werden wir ausländische Trainer rekrutieren, um uns auf die kommenden internationalen Wettbewerbe, wie die SEA Games (Südostasien-Spiele), die Asienspiele und die Qualifikation zu den Weltmeisterschafts-Endrunden vorzubereiten. Bei der Auswahl der Spieler werden wir uns auf die unter 20-Jährigen konzentrieren.

German Plus: Wie beurteilen Sie das Interesse der Öffentlichkeit an Ihrer Arbeit?

Bp. Nurdin Halid: Die Öffentlichkeit interessiert es eigentlich wenig, welche einzelnen Schritte der Verband macht und vorbereitet. Das gilt auch für das System innerhalb von PSSI. Sie interessiert sich vielmehr für das Ergebnis.

German Plus: Haben Sie sich bestimmte sportliche Ziele für das Nationalteam gesetzt? Immerhin hat Indonesien ja schon einmal an einer Weltmeisterschaft teilgenommen.

Bp. Nurdin Halid: Ja, 1938 in Frankreich. Damals allerdings noch unter dem Namen Holländisch-Ostindien. Mit dem be-schriebenen Projekt, das im kommenden Juni beginnt und von der Regierung unterstützt wird, soll der Grundstein gelegt werden, dass Indonesien 2014 bei der Weltmeisterschafts-endrunde dabei ist. Ich bin da sehr optimistisch.

Bisher ist die Förderung des Fußballs in Indonesien noch mangelhaft. Dies ist aus den bisher erbrachten Leistungen ersichtlich. Das Projekt soll auch dazu dienen, die Leistung des Verbandes zu analysieren und messbar zu machen.

Wir hoffen erste Erfolge bei den SEA Games im Dezember in Vietnam zu sehen. Zur Zeit überlegen wir zudem, ob wir auch ein Damenteam dorthin entsenden.

German Plus: Uns fällt auf, dass Indonesien viele talentierte Spieler hat. Konditions- und dribbelstark, mit einem Auge für das Spiel. Dennoch scheint etwas für den letzten Erfolg zu fehlen? Wie z. B. beim Endspiel um den Tiger-Cup 2002, das Indonesien gegen Thailand verlor.

Bp. Nurdin Halid: PSSI hat mit einer Reihe von Hindernissen zu kämpfen. Dazu gehört die abnehmende Ausschöpfung des Potenzials der Jugendlichen aufgrund einer mangelhaften Infrastruktur. Eine Förderung junger, talentierter Spieler findet so gut wie nicht statt. Beklagenswert ist auch die niedrige Disziplin der Spieler. Und schließlich fehlt es an Professionalität. Das war früher anders. Gut zu sehen war das zum Beispiel bei den SEA Games in Brunei Darussalam. Damals besiegte Indonesien China und Südkorea. Die Spieler waren jung und hungrig und sie haben sich an das erfolgreiche Motto „speed and power" gehalten.

German Plus: Hat sich der indonesische Fußball in den letzten Jahrzehnten geändert? In der ersten Liga spielen ja inzwischen viele Ausländer mit, die ihre eigene Spielkultur und ihr Verständnis des Spiels einbringen.

Bp. Nurdin Halid: Im Jahr 2005 werden wir eine Analyse der Bedeutung ausländischer Spieler und Trainer durchführen. Wir haben bereits die Zahl der pro Team zugelassenen ausländischen Spieler von vier auf fünf erhöht. Unsere Ziele bei dieser Maßnahme sind: Anspornen des Fußballs in Indonesien mit dem Fokus das Spiel attraktiver und besser zu machen. Auf dem Spielfeld erwarten wir einen „Know-how-Transfer" in Bezug auf Geschicklichkeit und Taktik. Zudem wollen wir auf dem Platz, aber auch außerhalb des Spielfelds die Professionalität mit der Betonung auf Disziplin fördern. Schließlich hoffen wir, dass es leichter sein wird, Sponsoren zu finden, wenn sich die Qualität der Wettbewerbe erhöht.

German Plus: Welche Bedeutung messen Sie der Jugendarbeit zu?

Bp. Nurdin Halid: Bei den Junioren ist es schwieriger, da sie über wenig Erfahrung verfügen. Sie brauchen Betreuung. Die Rekrutierung junger Spieler erfolgt durch einen Spielwettbewerb, allerdings nur für 15-Jähringe. Der nächste dieser Auswahl-wettbewerbe beginnt am 1. Mai und läuft bis Ende August. Er wird von PSSI selbst landesweit veranstaltet. Die Spieler unter 20 sind schließlich die künftigen Senioren.

German Plus: Welche Empfehlungen geben Sie Jugendlichen, die eine Karriere als Fußball anstreben?

Bp. Nurdin Halid: Sie sollten sich einen Verein mit einem guten Trainer und einer guten Organisation suchen. Sie sollten sich mit unserem Programm, ausländische Trainer, die auch für die Regionen Indonesiens arbeiten sollen, vertraut machen, um von der Erhöhung der Synchronisation zwischen der Zentrale und den Provinzen zu profitieren. Gute Spieler, aber auch Trainer einer Regionalmannschaft können in die Zentrale befördert werden, wenn Sie bereit sind die Strategie des Nationaltrainers zu akzeptieren.

German Plus: Spielen bei der Auswahl der Nationalmannschaft regionale Interessen eine Rolle?

Bp. Nurdin Halid: (schmunzelt) Nein, es geht strikt nach dem Prinzip: Die Besten spielen.

German Plus: Indonesien hat, soweit wir wissen, erst einmal auf nationaler Ebene gegen Deutschland gespielt. 1956 gegen die National-mannschaft der dama-ligen DDR. Daneben gibt es aber eine rege Zusammen-arbeit in der Trainer-ausbildung und in der Mannschaftsbetreuung. Wie beurteilen Sie die bisherige Zusammenarbeit und ihre zukünftigen Perspektiven?

Bp. Nurdin Halid: Es ist schade, dass man sich bisher auf dem Spielfeld nicht getroffen hat. Die Unterstützung, die Indonesien von Deutschland zum Beispiel durch Entsendung von Fußballlehrern wie Burkhard Pape oder Bernhard Schumm erfahren hat, hat eine große Bedeutung und ich hoffe, dass sich dies in der Zukunft fortsetzen wird. Zudem würde ich mir wünschen, wenn junge und talentierte indonesische Spieler durch eine finanzielle Unterstützung aus Deutschland ein Praktikum in Deutschland leisten können. Deutschland hat viele starke Spieler. Aber auch in Indonesien findet man viele gute Spieler, die sich unter anderem durch Schnelligkeit und Kraft auszeichnen.

German Plus: Verfolgen Sie den ausländischen Fußball?

Bp. Nurdin Halid: Ja, fast jeden Tag im Fernsehen. Fast jeder indonesische Sender bietet heute ausländische Fußball-übertragungen an, viele davon live. Dazu kann man die Spiele in Star Sport und ESPN erfolgen. Am liebsten schaue ich mir die spanische Liga an. Meine Lieblingsmannschaft ist Real Madrid. Sie hat die schönste Spielkultur. Auf Indonesisch sagen wir dazu: „Satu dengan sentuhan" (Vereint mit der Berührung). Sie erinnert mich manchmal an die indonesische Spielart.

German Plus: … und wie sieht es mit der Bundesliga aus?

Bp. Nurdin Halid: Gelegentlich schaue ich mir auch Spiele aus Deutschland an. Leider sind die sehr späten Sendezeiten etwas ungünstig. Besonders Bayern München gefällt mir.

German Plus: Haben Sie einen Favoriten für die Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland?

Bp. Nurdin Halid: Ich tippe auf Deutschland. Als Hausherr hat es einfach die besten Chancen.

German Plus: Pak Nur, wir danken Ihnen für dieses Gespräch?